In den vielen Anfragen zum Online-Coaching ist mir aufgefallen: Es gibt Entscheidungen, bei denen die klassischen Tools und Hilfestellungen zu kurz greifen. Die Unfähigkeit, jetzt eine Entscheidung zu treffen, ist tiefer in der Person verankert. Notwendig ist ein therapeutischer Ansatz, der eher auf die Entwicklung der Person zielt als auf das Treffen einer konkreten Entscheidung.
Enorme Vorbehalte
Sobald der Begriff der therapeutische Beratung ins Spiel kommt, tun sich bei vielen Entscheidungssuchern enorme Barrieren und Vorbehalte auf
– „So verrückt bin ich doch noch nicht“
– „Da muss ich dann Seelenstriptease machen“
– „Der Seelenklempner ergreift sowieso Partei für meine Partnerin“
– „Damit muss ich selbst klarkommen, da kann mir keiner helfen“
– „Die Therapeuten sind selbst gestörter als ihre Patienten“
Emily bezeichnet sich als entscheidungslahm, unentschlossen, feige; sie habe keinen Mut, überließe Entscheidungen lieber ihrem Partner. Sie sage bei Entscheidungen erst zu, dann wieder ab und dann doch wieder zu, usw. Sie habe Panik, sei oft zwischen den Entscheidungsalternativen hin und her gerissen, könne gar nicht mehr denken, sei blockiert, alltagstot. Anderen gegenüber sei dies unfair, das wisse sie, sie fühle sich deswegen oft schlecht. Konkret geht es darum, mit dem Partner eine größere Wohnung zu kaufen (eine einmalige Chance) oder in der bisherigen Wohnung zu bleiben. Sie kann sich einfach nicht entscheiden, einen Notartermin hat sie schon einmal kurzfristig platzen lassen, heute denke sie so, morgen so; ihr Umfeld halte sie schon für komplett verrückt…
Was ist mit Emily los: Depression oder Dramatisierung? Weiterlesen →
Was ist, wenn ich mich von meinem Partner trenne und dann nach einiger Zeit merke, dass ich ihn doch noch liebe?
Dies ist die am häufigsten gestellte Frage, wenn es darum geht, sich von einem Partner zu trennen. Darin drückt sich die Angst aus, eine Entscheidung zu treffen, die sich im Nachhinein vielleicht als falsch herausstellt. Vor allem wenn ein „Neuer/eine Neue“ im Spiel ist, bei dem oder der sich erst noch herausstellen muss, ob die anfängliche Verliebtheit tatsächlich trägt. Im Augenblick sieht alles super aus, aber…
Oder fühle ich mich dann doch wieder zu dem „Alten/der Alten“ hingezogen, habe mir aber durch die Trennung alles verbaut? Denn so schlecht ist es ja jetzt auch nicht, obwohl…
Diese Gedanken der Angst drehen sich im Kreise und machen eine Entscheidung unmöglich. Fazit: „Ich bin entscheidungsschwach, ich kann mich einfach nicht entscheiden!“
Ängste und Panikattacken treten bei jedem Menschen auf. Oft treten sie in Zusammenhang mit einem besonderen Ereignis ein und vergehen nach einiger Zeit auch wieder. Angst entsteht durch die Bewertung einer Situation als gefährlich / lebensbedrohend. Sie entsteht „im Kopf“ und kann deshalb auch nur „im Kopf“ gelöst werden.
1. Klassische Phobien
Viele Menschen haben Ängste (Phobien) z.B. vor Spinnen, Hunden und eben auch vor Krankheiten z.B. in Form der Angst vor Ansteckungen und dem daraus folgenden Hygienezwang. „Eine Phobie bezeichnet allgemein eine übersteigerte Angstreaktion gegenüber eindeutig definierten, objektiv betrachtet ungefährlichen Situationen oder Objekten. Aufgrund der starken Angst wird die Konfrontation mit diesen Situationen oder Objekten vermieden, oder nur unter massiver Furcht ertragen. Allein die Vorstellung der gefürchteten Situation ausgesetzt zu sein, erzeugt oft Angst. Die gefühlsmäßige Angstreaktion wird in der Regel begleitet von starken körperlichen Begleiterscheinungen der Angst, zum Beispiel Herzrasen, Zittern oder Schwitzen.“ (Definition des Früherkennungs- und Therapiezentrum für psychische Krisen (FETZ) Köln).
Phobien können durch gezielte Verhaltenstherapien sehr gut abgemildert bzw. zum Verschwinden gebracht werden.
2. Angst nach einer traumatischen Krankheitserfahrung
In der Regel haben Herzinfarktpatienten oder Patientinnen mit überstandener Brustkrebs-Erkrankung tiefsitzende Ängste vor einer erneuten Erkrankung Weiterlesen →
Oft gehen uns bestimmte Ereignisse so nach, dass ein bestimmter innerer Film immer wieder im „Kopfkino“ abläuft. Sobald wir uns nicht mehr ablenken können, kommt eine Gedankenschleife in Gang. Dabei wird eine bestimmte Szene immer und immer wieder durchlebt. Das ist besondere quälend,
wenn wir einen „unverzeihlichen“ Fehler gemacht haben,
wenn wir vor einer Situation Angst haben,
wenn wir uns nicht entscheiden können,
wenn wir einen Verlust erlitten haben,
wenn wir eine Niederlage erlebt haben,
wenn wir keine Zukunftsperspektive mehr haben.
Gerade nachts überkommt uns dann die Grübelei und hält uns stundenlang wach. Weiterlesen →
Viele kennen die „Angst der Mitte“, ein Begriff der vom Schweizer Psychoanalytiker Paul Tournier geprägt wurde: Man/frau hat eine Entscheidung getroffen und macht sich mit Elan auf den Weg. Doch auf dem Weg kommen einem Zweifel, Bedenken, Ängste – und auf halbem Wege kehrt man um. Eine anschauliche Alltags-Beobachtung dazu ist der alte Mann mit Stock, der sich nach langen Schauen rechts und links über die mäßig befahrene Straße wagt. Als er …weiterlesen
Interessanterweise ist die Angst vor Konsequenzen relativ unabhängig von dem, was bei der Entscheidung auf dem Spiel steht. Der eine entscheidet sich leicht für eine Rucksack-Reise nach Afghanistan, ohne viel an die Konsequenzen zu denken. Er/sie entscheidet, ohne sich groß über die Konsequenzen Gedanken zu machen, obwohl die Reise durchaus tödlich enden kann. Der andere fragt sich ständig, welche Konsequenzen es hat, wenn er statt der braunen Schuhe die schwarzen Stiefel kauft. (Was ist jetzt in? Was passt besser zu mir? Was wird mein Partner sagen?)