Folgenreiche Entscheidung – sollen wir uns auf einen Hauskauf einlassen?

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Fakten und Emotionen

Viele jungen Familien stehen vor der Entscheidung, ob sie sich ein Haus kaufen / bauen sollen. Zunächst ist die Frage für viele Paare aus finanziellen Überlegungen heraus kein Thema. Nach einiger Zeit, wenn eine gewisse Etablierung im Beruf der Partner eingetreten ist und die Familiensituation absehbar ist, rückt die Frage nach einem Hausbau/Hauskauf in den Bereich der Möglichkeiten. Die dann anstehende Entscheidung ist vielschichtiger, als es zunächst erscheinen mag. Denn bei der Entscheidung spielen sowohl Fakten, als auch vor allem tiefgreifende emotionale Wünsche eine Rolle.

Fred und Inge haben zwei kleine Kinder. Fred hat eine gute Stelle als Finanzbeamter, Inge ist Übersetzerin und arbeitet unregelmäßig selbständig für einen Verlag, also ohne gesichertes Einkommen. Sie wohnen in einer hellhörigen Altbauwohnung mit winzigem Garten in einer Großstadt. Seit mehr als einem Jahr diskutieren sie die Frage, ob sie ein Haus kaufen sollen oder nicht. Die Hauptargumente „es wäre schön für die Kinder“ und „den jetzigen Mietpreis könnten wir auch in die eigene Tasche investieren“ bzw. „wir können uns das nicht leisten“ und „wir müssten auf vieles im Leben verzichten“ werden immer wieder neu bedacht. Zu einer Entscheidung kommt es nicht. Manchmal eskaliert es sogar zu einem Streit, dann fallen Sätze wie: „Du denkst immer nur an Sicherheit, man kann nicht alles im voraus planen“ und im Gegenzug: „Ich will nicht ein ganzes Leben lang nur für ein Haus leben, du stellst dir das zu blauäugig vor!“
Zwei Hilfen zur Entscheidung:

1. Die verborgenen Wünsche entdecken

Mit den eigenen vier Wänden verbinden sich bei den Partnern oft viele Sehnsüchte, Wünsche und Kindheitsprägungen:
– Als Familie haben wir immer in einem Haus gewohnt, das ist für mich der Inbegriff eines Zuhauses
– In einem eigenen Haus kann ich endlich so leben wie ich will
– Ich kann meine eigene Welt gestalten
– Kinder brauchen eine schönes Zuhause im Grünen
– Eigentum gibt Sicherheit
Im Verlauf einer erneuten, ergebnislosen Diskussion über einen Hauskauf äußert Fred zum ersten Male jenseits der sachlichen Argumente seinen tiefen Wunsch nach einem Zuhause und dem Wunsch, Eigenes gestalten zu können, ohne auf schwierige Vermieter und eventuell überempfindliche andere Hausbewohner Rücksicht nehmen zu müssen. Inge macht deutlich, dass sie das sehr gut nachvollziehen kann, äußert aber auch, dass es ihr nicht so geht. Für sie muss es auch realistisch sei.
Dann probieren Sie einen „Klassiker“ der Entscheidungsfindung: Sie werfen eine Münze. Anschließend äußert sich jeder, was er im Augenblick, als die Münze in der Luft ist, gehofft bzw. gefürchtet hat: Fred hat sehnlichst gehofft, dass Zahl kommt (=Haus kaufen), während Inge daran gedacht hat, wie es praktisch aussieht, wenn Kopf oder Zahl kommen. Das kleine Experiment hat ihnen verdeutlicht, dass für Fred eine Entscheidung für einen Hauskauf bereits entschieden ist. Inge ist jetzt bereit, sich auf eine konkrete Analyse einzulassen, ob es realistisch ist, an einen Hauskauf zu denken…

2. Die realistischen Möglichkeiten und Ressourcen prüfen und bewerten:
Zwei Grundregeln zur rationale Entscheidungsfindung

Die Entscheidung für einen Hauskauf ist für junge Paare in der Regel ein finanzielles Wagnis. Um das Risiko wirksam abzuschätzen, können zwei Grundregeln hilfreich sein

Grundregel Eins: Als Entscheidungsgrundlage drei Alternativen wählen

Die Entscheidungsforschung hat belegt, dass Entscheidungen zwischen drei Alternativen zu eindeutig besseren Ergebnissen führen, als wenn nur zwei Alternativen bedacht werden.
Für Fred und Inge wären das z.B.
Alternative 1: Suchen einer schönen, größeren Wohnung mit einem Zimmer mehr mit etwas Grün in der Stadt zu einem Mietpreis, der etwas höher liegt als jetzigen Miete oder evtl. das Mieten eines kleinen Hauses.
Alternative 2: Hauskauf im Grünen mit etwas Garten auf dem Lande mit erheblichen Kosten für die Finanzierung für etwas 10-15 Jahre.
Alternative 3: Bleiben in der jetzigen kleinen, aber preisgünstigen Wohnung für weitere fünf Jahre, um so viel Eigenkapital wie möglich anzusparen und dann zu kaufen.

Grundregel Zwei: Eine faktenorientierte Nutzenanalyse für alle drei Alternativen durchführen

Zu einer Nutzenanalyse, wie sie in Unternehmen bei größeren Investitionen Gang und Gäbe sind, gehören:
– Beschreibung (der jeweiligen Alternative)
– Nutzen (welchen, für wen)
– Notwendigen Ressourcen (personell, materiell, finanziell…)
– Konsequenzen (Auswirkungen)
– Risiken („Ungewollte“ Auswirkungen)

Schematisches Beispiel einer Nutzenanalyse für die Investition „Hauskauf“ (muss detaillierter ausgearbeitet werden)

Entscheidung Hauskauf

Die Entscheidung

Fred und Inge entscheiden sich schweren Herzens für die Alternative 3, da die Nutzwertanalyse von Alternative 2 ergibt, dass sie sich ohne echtes Eigenkapital kein Eigenheim leisten können. Dabei lassen sie sich nicht von den Schönrechnungen der Banken täuschen, sondern kalkulieren ganz realistisch und ziehen die Erfahrungen von Freunden zu Rate, die vor ähnlichen Entscheidungen gestanden haben.

 
 
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